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Interview: Digitalisierung in der Wissenschaft

9. September 2016

Das Thema Digitalisierung ist in aller Munde. Nach und nach rufen die Unternehmer Digitalisierungsinitiatiaven und Leuchtturm-Projekte aus. Doch nicht nur Unternehmen sind von diesen spannenden Entwicklungen betroffen sondern auch und vor allem die Wissenschaft. Denn letztlich sind Forschung und Entwicklung die Treiber der Digitalen Transformation. Im Interview mit Prof. Dr. Stephan Scheuerer, Professor an der Technischen Hochschule Deggendorf, beleuchten wir das Thema Digitalisierung aus der Sicht der Wissenschaft.
Prof. Dr. Stephan Scheuerer ist seit 2014 Professor an der Technischen Hochschule Deggendorf und widmet sich dort unter anderem den Themenfeldern Business Process Management, Enterprise Applications und Business and Operational Excellence. Er ist zudem Organisator des diesjährigen Wirtschaftsinformatik-Symposiums am 5. Oktober 2016 an der TH Deggendorf. Im Interview hat er der NXTGN einige spannende Fragen zum Thema Digitalisierung beantwortet: 
 
NXTGN:
Das Thema Digitalisierung wird regelrecht gehyped. Wenn man den gesamten Themenkomplex aus Sicht der Wissenschaft betrachtet: Wann wurde das Thema für Sie relevant, handelt es sich bei der Digitalisierung um eine revolutionäre, oder doch eher um eine evolutionäre Entwicklung? Wie sehen Sie das Thema in Zukunft?
 
Prof. Dr. Stephan Scheuerer: 
Digitalisierung oder auch Digitale Transformation, Internet of Things, Industrie 4.0, Big Data und weitere einschlägige Begriffe betrachten die Potenziale von Daten, von neuen Technologien, die Veränderung von Wertschöpfungsketten und den Wandel von Geschäftsmodellen aus unterschiedlichen Perspektiven. Dabei geht es um Vernetzung, Automatisierung, Generierung von Mehrwert aus gewonnenen Daten und weiteren Potentialen, wie beispielsweise durch Autonomisierung, also selbststeuernde, „smarte“ Objekte z.B. in der Produktion. 
Die „allgegenwärtige“ Digitalisierung ist die folgerichtige Konsequenz in der Entwicklung aufgrund heute verfügbarerer (IT-)Technologien. Die rasche Entwicklung mag für uns dabei durchaus sprunghaft oder im Zeitraffer der Geschichte „revolutionär“ wirken - ähnlich der Einführung des Automobils Anfang des letzten Jahrhunderts – und doch unaufhaltsam, mit Hindernissen, evtl. auch Fehltritten, aber eben auch großen Chancen und einer Bereicherungen für Unternehmen und Gesellschaft falls richtig eingesetzt.
Viele fragen sich, warum aber kommt diese „Welle“ jetzt und nicht schon früher? Lassen Sie es mich anhand eines Beispiels verdeutlichen: Arten der Speicherung von großen Datenmengen, Kompressionsalgorithmen für Daten, Hauptspeicher in Größenordnungen, die bis vor nicht allzu langer Zeit für Unternehmen im Mittelstand nicht erschwinglich gewesen wären, Internet-Technologien und mobile Applikationen, und noch weitere Technologien, haben sich die letzten Jahre alle weiterentwickelt und kommen nun zusammen. Sensordaten liefern Zustandsdaten von Maschinen und Objekten, die wir dank Internet heute mit Wetter-, Börsendaten oder Daten aus sozialen Netzwerken verknüpfen können, um z.B. eine Absatz- oder Preisprognose zu errechnen. Das Angebot an Technologien ist derzeit riesig, auch beeindruckend und die führenden Hersteller offerieren mächtige Plattformen. Die Kunst ist jedoch, die richtigen Technologien in der richtigen Weise zu kombinieren, sodass es einen Mehrwert für das Unternehmen schafft – und das ist gar nicht einfach.
 
NXTGN:
Was ändert sich dadurch für Unternehmen (insbesondere im Mittelstand) und wie reagieren die Hochschulen?
 
Prof. Dr. Stephan Scheuerer: 
Der technologische Fortschritt stellt die Unternehmen zweifelsohne vor neue Herausforderungen. Kein Unternehmen kann es sich leisten, sich nicht damit auseinanderzusetzen – denn die Mitbewerber und andere Branchen setzen neue Standards, treiben die Entwicklung und somit auch die Erwartungshaltung der Kunden. Die Digitalisierung wird Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft herbeiführen und diese Veränderungen werden auch von Seiten der Hochschulen begleitet und auch „vorausgedacht“. Seitens der TH Deggendorf gibt es verschiedene einschlägige Initiativen und Projekte, z.B. ein Industrie 4.0-Produktionslabor, die Big Data-Arbeitsgruppe am Technologie Campus in Grafenau, Forschungsprojekte oder  z.B. das kommende Wirtschaftsinformatik-Symposium mit Schwerpunkt „Smart Business“ am 5. Oktober.
 
NXTGN:
Smart Data, die Macht der Daten - was fällt Ihnen zu dieser Aussage ein? Wie kam es dazu, sich gerade in diesem Jahr im Rahmen des Wirtschaftsinformatik-Symposiums mit diesem Thema zu beschäftigen?  
 
Prof. Dr. Stephan Scheuerer:
Für das diesjährige Wirtschaftsinformatik-Symposium habe ich als Organisator bewusst den Schwerpunkt „Smart Business“ gewählt und (so ist der Titel gedacht) den Kerngedanken der Digitalisierung betont: Mehrwert für das Business bzw. den Kunden schaffen – nämlich durch intelligente (also smarte) Anwendungen, Prozesse, Technologien und Daten. Viele Firmen -  gerade im Mittelstand - stehen vor der Herausforderung, wie sie mit dem Thema Digitalisierung umgehen bzw. welche Initiativen „wirklich“ gestartet werden sollen. Hier braucht es ggf. Unterstützung, um auch über den Tellerrand in künftige neue Abläufe und Geschäftsmodelle zu blicken. Die Anforderungen der Kunden an die Unternehmen werden sich ändern und damit auch die Art wie wir arbeiten. Hier gilt es vorauszudenken und offen zu sein, aber stets auch mit realistischen Einschätzungen, denn schnell werden heute „reine Technologieprojekte“ ausgerufen. Kunden definieren die künftigen Geschäftsmodelle und die Technologien müssen diese unterstützen, nicht umgekehrt im Sinne von „habe Technologie, suche Anwendung“. 
 
NXTGN:
Bisher waren Daten dazu da, um die Vergangenheit zu beschreiben und zu bewältigen. Nun werden sie auf einmal "smart". Wie sind diese Daten smart geworden?
 
Prof. Dr. Stephan Scheuerer:
Warum Daten „smart“ werden? Wir haben heute die Möglichkeit strukturierte und unstrukturierte Daten massenhaft zu sammeln und zu speichern (was übrigens auch gut designed werden muss, denn schlechte Daten nachträglich zu veredeln ist aufwendig und nur bedingt möglich; „alles“ zu speichern wiederum teuer und nicht sinnvoll). Neue Big Data-Technologien ermöglichen über die deskriptive Analyse („was ist passiert?“) hinausgehende Fragestellungen zu beantworten im Sinne von prediktiven Analysen („was könnte passieren?“) bis hin zu preskriptiver Entscheidungsunterstützung („was sollten wir tun?“). Letzteres setzt eine gute Datenbasis voraus, weswegen heute gerne von „Daten als das neue Öl“ gesprochen wird. Die Werkzeuge hierzu schießen gerade „aus dem Boden“ und die führenden Hersteller bieten mächtige Plattformen hierfür an.

Der Standpunkt der Wissenschaft ist klar: Unternehmen müssen sich mit der Digitalisierung beschäftigen, um die Mehwerte, die durch neue Technologien entstehen, auch nutzen zu können. In unserem kostenlosen Whitepaper "Digital is future - Die Zukunft Ihres Unternehmens ist digital", geben wir Einblicke in das Arbeiten der Zukunft, gehen auf die speziellen Herausforderungen des Mittelstands ein und bieten Ihnen zudem einen 10-Punkte-Maßnahmenplan für Ihre eigenen Digitalisierungsprojekte. Jetzt einfach auf die nachfolgende Fläche klicken & kostenlos herunterladen!


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Tobias Lehmeier
Autor Tobias Lehmeier

Tobias Lehmeier ist Senior Consultant Digital Transformation bei der NXTGN. Die NXTGN unterstützt Unternehmen dabei prozess- und softwareseitige Herausforderungen der Digitalen Transformation zu meistern. Tobias Lehmeier blickt auf mehr als 15 Jahre Erfahrung im Bereich Geschäftsprozessberatung, CRM-Implementierung und Digitalisierung in zahlreichen Projekten zurück.